Samstag, 2. Mai 2015

Filme - eine Art Realität

Eines muss man den Amerikanern lassen: sie können dick auftragen. Ich finde schon länger, dass amerikanische Präsidentenreden aus einem Hollywoodfilm geschnitten sein könnten. Und nicht nur diese - auch die Nachrichten werden oft so gesprochen.

Wie es der Zufall will, sehe ich mir gerade so einen bombastischen Film an: „The day after tomorrow“. Ein älterer Film schon, aber ich habe ihn nie im Kino gesehen, sondern erst jetzt, im Fernsehen. Darin geht es um einen plötzlichen Ausbruch der Eiszeit, aufgrund der Klimaveränderung. Der Film ist in typischer Hollywoodfilm-Manier gedreht - die Effekte sind atemberaubend und die Dialoge schmalzig und anrührend.

Aber immer wieder überraschen mich auch amerikanische Regisseure mit einer eigenen Art von Selbstironie. Normalerweise sind Blockbuster voll von amerikanischem Patriotismus und Pathos, aber zwischendurch kommen dann manchmal auch solche Schmankerln:
Weil die Nordhalbkugel der Erde zufriert und ein Überleben dort unmöglich wird, machen sich im Film die Amerikaner auf, in den Süden zu flüchten, wo es wärmer ist - nach Mexiko und Südamerika also.
Ironischer Weise machen die Mexikaner die Grenzen dicht und die Amis müssen illegal einwandern. Es sind solche Ideen, die mich glauben lassen, sie wissen es ja doch ganz genau: Es ist doch so, dass wir alle in einem Boot sitzen. Die meiste Zeit verdrängen wir es und versuchen uns einzureden, jeder muss selbst schauen, wo er bleibt, wir sind alle selber schuld, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

Es könnte jedoch sein, dass wir, denen es jetzt so gut geht, auch einmal in Not sind. Und dass wir sogar von denen, die wir jetzt im Stich lassen, einmal Hilfe brauchen.

Es wird wahrscheinlich nicht so wie im Film ablaufen, aber schon viele Hochkulturen sind untergegangen, warum sollte uns das nicht auch passieren können?

Solidarität ist nicht nur ein Wort, es ist oft überlebensnotwendig. Und auch wenn Filme oft lächerlich sind, ich finde man kann von ihnen lernen. Denn eigentlich wissen wir es ja besser - und das sieht man an den Filmen. Denn was der menschliche Geist erschaffen kann, das hat er ermessen. Wie Träume, spülen Filme vielleicht unser unterbewusstes Wissen an die Oberfläche. Sie kommen wie Alpträume über uns und zeigen uns, was möglich wäre, wenn wir manchen Wegen weiter folgen. Ich glaube also, in gewisser Weise sind Filme Realität - und wir sollten sie ernst nehmen.

Am Ende des Filmes gewähren die Länder des Südens den Amerikanern (und mit „Amerikaner“ sind wahrscheinlich alle Menschen des reichen Nordens gemeint) „Asyl“. Sie nehmen sie auf und helfen ihnen - Happy End, wie könnte es anders sein.
Aber die Realität hat oft kein Happy End, oder jedenfalls kein solches, wie wir es erwarten...

PS: "The Day After Tomorrow" wurde von Roland Emmerich gemacht (Regisseur). Dieser stammt aus Deutschland (Stuttgart), also vielleicht deswegen die Ironie. Aber er ist sicher nicht der Einzige mit diesen Ansichten...

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